Mittwoch, 29. Mai 2013
Dienstag, 14. Mai 2013
55. Das offene Ende des Regenbogens
Während wir in Australien und Neuseeland von Ort zu Ort weiterreisten, sind wir hier auf Matamanoa fast „sesshaft“ geworden. Es ist wunderschön, in der Hängematte direkt am Meer den neuen Tag begrüssen zu können. Bunte und schwarze Vögel bringen uns ein Ständchen. Eine besondere Freude macht uns das Erscheinen einer Perlhalstaube (Streptopelia chinensis). Diese heisst in der Fiji-Sprache „Soqe“. Dieser Name steht auch auf dem Türschild zu unserer Bure! Der Hirtenstar (Acridotheres tristis) mit seinem gelben Augenfleck und den weissen Flügelbinden hüpft gerne um die Esstische herum. Er wartet auf eine Gelegenheit, um etwas zu stibitzen. Es sind nicht nur vielseitige Flötentöne sondern oft auch Knacklaute, welche seiner Kehle entspringen. Die allgemeine Grundmelodie bildet hier jedoch die Brandung des Meeres mit dem Rhythmus der Wellen.
Um die internationale Gästeschar spielerisch und patriotisch zu aktivieren, findet am Abend ein Rennen von Einsiedlerkrebsen statt. Diese kleinen Krabben suchen sich ein passendes leeres Schneckenhäuschen und wohnen dann darin, bis es ihnen dort zu eng wird. Wir setzen natürlich auf die Nr. 1 (Federer), welche als kleine aber flinke Krabbe die Startnummer auf ihrem Häuschen trägt. Dann wird mit Hilfe einer Schnur an einem Besenstiel ein grosser Kreidekreis gezogen. Die „Athleten“ werden unter einem Sektkübel in die Mitte gesetzt. Beim Hochheben des Kübels rennen die Tiere los, denn sie wollen dem Licht entfliehen. Die Krabbe, welche zuerst die Kreislinie erreicht, ist Sieger. Es gewinnt Nr. 10 (Kava King, Fiji, vermutlich gedopt), Federer wird zeitgleich mit dem Engländer Wilkinson Dritter. Das zuvor ersteigerte Startgeld ist für uns deshalb wieder im Trockenen. Wie tiergerecht dieser Sport ist sehen wir am nächsten Tag, als Rigette die Nr.3 (Gretzky) am Badestrand wieder in der Freiheit findet. Es könnte allerdings auch sein, dass sie von den Kanadiern lediglich zum Training geschickt wurde!
Das gemeinsame Schnorcheln über das Riff enthüllt eine
paradiesische Unterwasserwelt. Bunte Fische verstecken sich in den Korallen.
Krebse, Blumentiere, Seesterne, Schnecken und Muscheln garnieren die
klarsichtige Wasserlandschaft. Leider haben wir keine wasserdichte Kamera, doch
die Bilder prägen sich in die Erinnerung ein. Wir greifen ein letztes Mal zu
unseren Wanderstöcken und erklimmen den Gipfel der kleinen Insel. Die Aussicht
von der Gipfelspitze aus ist grandios. Das unterschiedliche Blau lässt die verschiedenen
nahen Korallenriffe und Sandbänke erkennen. Vom Matamanoa-Gipfel aus sieht man
auch hinüber zur Insel Monuriki, auf welcher der Film „Cast Away“ mit Tom Hanks
gedreht wurde.
Die Herstellung des Pflanzengetränks Kava geschieht in
einer Dorfgemeinschaft jeweils als Ritus. Das Personal unseres Resorts
demonstriert uns diese Zeremonie in einem Rollenspiel, wobei wir als Mitglieder
daran teilnehmen dürfen. Nach der Zubereitung der Grundsubstanz und dem
Beifügen von Essenzen wird der Saft durch Lieder gesegnet. Danach wird eine
Schale dem „Häuptling“ gereicht. Dieser genehmigt dann das Getränk und
bewilligt für jeden einzelnen Teilnehmer dessen Konsumation.
Ein Fidschianer zeigt uns, wie man eine Kokosnuss richtig
öffnet. Die grünen Nüsse seien im Saft besser und im Fleisch zarter! Die Nuss
wird zuerst an einem spitzen Stock von der äussersten Hülle und dem Bast
befreit. Mit einem Holz wird die richtige Stelle für das Trinkrohr geöffnet.
Der Saft schmeckt erfrischend und leicht moussierend. Nach dem Austrinken wird
die Nuss an einem keilartigen Stein aufgeschlagen. Dabei muss die richtige
Linie auf der Kokosnuss gefunden werden. Nach einem gekonnten Schlag zerfällt sie
in zwei gleichgrosse Schalenhälften. Jetzt kann auch das weisse Kokosfleisch
gegessen werden.
Es gibt natürlich auch Regen auf den Fiji-Inseln. Wir
sind ja schliesslich in den Tropen. Doch die Temperatur ändert sich deshalb
kaum und bleibt bei etwa 29°C Grad. Als sich die Sonne zurückmeldet, erscheint
ein Regenbogen. Sein Anfang entspringt auf der Anhöhe hinter den Kokospalmen.
Sein Ende neigt sich zur fast endlosen Wassermasse des Pazifischen Ozeans und
verschwindet dabei sanft, ohne das Wasser zu berühren. Anderntags zeigt sich
nach einem weiteren Gewitter lediglich das gestern fehlende Ende des Bogens
über dem Ozean. Vielleicht heisst dies, dass man nicht alles schon gleichentags
abschliessen soll. Wir werfen vor unserer Heimreise in die Schweiz auf dem Sand
unsere langen Schatten voraus (Foto). Ein intensives Abendrot erleuchtet den
Himmel.
Unsere rund 20‘000 Fotos wurden zwar laufend nummeriert
und beschriftet. Doch nun beginnt deren detaillierte Auswertung, welche wohl Monate in Anspruch nehmen dürfte. Urs erstellt
aus den Rohdaten der gesichteten Fauna und Flora eine Excel-Tabelle. Dabei
helfen ihm auch seine handgeschriebenen und digitalen Tagebuchaufzeichnungen. Sowohl
bei der Tier- als auch bei der Pflanzenwelt läuft die Bestimmung über den
wissenschaftlichen lateinischen Namen. Mit Hilfe von Literatur und Internet (Google
und Wikipedia sei Dank!) werden nebst den englischen Namen auch die
lateinischen und deutschen Bezeichnungen eruiert. Bilder und Tabelleneinträge
werden mit Fundort, Datum und Bemerkungen versehen. Die Fotos können danach in
„Picasa“ oder einem anderen Bilderprogramm nach unterschiedlichen Kriterien
abgerufen werden.
Zwei Tage vor der Abreise erhalten wir im Office die
Rückbestätigung für unseren Heimflug. Die reine Flugzeit von Nadi via Sydney
und Dubai nach Zürich dauert rund 26 Stunden. Ni sa Moce - Auf Wiedersehen
Matamanoa! Wir freuen uns nach 8 ½ Monaten Reisezeit auf das Wiedersehen mit
unseren Lieben!
ENDE DES BLOGS!
Samstag, 11. Mai 2013
54. Das Kreuz des Südens auf Fidschi (Fiji)
Wir verlassen Neuseeland bei Regenwetter, nachdem wir
zuvor noch einen letzten sonnigen Tag in Auckland verbracht haben. Der Flug von
Auckland zur Fidji-Insel Nadi dauert rund 3 Stunden. Ein Regenbogen um unseren
modernen Airbus A330 der Fiji Airways begrüsst uns vor der Landung in Nadi. Auf
der kleinen Insel Matamanoa werden wir mit Gesang und Drinks freundlich
empfangen. Rasch geht die Sonne unter. Wir geniessen das angenehm warme Klima
von rund 27°C.
Matamanoa ist eine sehr kleine Insel. Das Resort bietet
insgesamt 33 Unterkünfte an (Zimmer oder Strandhäuschen). Wir haben eine Bure
direkt am Meer. So nennt man die kleinen Häuschen am weissen Sandstrand. Blumen,
Muscheln, Schneckenlampen und einheimische Malereien an der Decke dekorieren
unsere Unterkunft. Hängematte und Liegestuhl gehören ebenso zum Inventar. Doch
diese muss man richtig platzieren, sonst hat man eine Kokosnuss auf dem
Schädel. Dies wäre doch ein ziemlich brüsker Abschluss unserer Reise! Der
Keimling einer jungen Kokospflanze ernährt sich im Sand von der runtergefallenen
Nuss.
Kristallklares Wasser und weisser Sand umkränzen die
Insel. Die Brandung rauscht weiter draussen über das vorgelagerte Korallenriff.
Je nach Gezeitenstand kann man schnorcheln, ohne die sensiblen Blumentiere und
sich selbst zu verletzen. Nebst den exotischen Drinks an der Bar locken noch eine
ganze Reihe anderer Sport- und Unterhaltungsmöglichkeiten. So gibt es ein Schwimmbad,
ein Beachvolleyballfeld, einen Tennisplatz, eine Tischtennisanlage, Kanus und
ein Schachbrett mit geschnitzten Figuren. Die erste Lektion in Tauchen kann man
auch im Swimming Pool erhalten. Zudem werden Exkursionen und Massagen
angeboten.
Früchte- und
Blütenfressende Flughunde machen bereits tagsüber mit typischen Rufen auf sich
aufmerksam. Der Name dieser Riesenfledermaus ist gut gewählt, ihr Gesicht ist
wirklich sehr hundeähnlich. Beim Einnachten erscheinen die Silhouetten von Fregattvögeln
mit ihren typisch geknickten Flügeln. Nach Sonnenuntergang funkeln die Sterne. Die
Milchstrasse zieht als Band über den Himmel. Fallende Sternschnuppen lassen uns
noch weitere Wünsche frei. Es gibt nur wenig Streulicht und der Mond lässt sich
auch nicht blicken. Es ist meine fotografische Herausforderung, das Kreuz des
Südens zu knipsen. Dieses auffallendste Sternbild der südlichen Hemisphäre
dient hier genauso zum Navigieren wie der grosse Wagen mit dem Polarstern auf
der Nordhalbkugel. Zudem haben sowohl Australien als auch Neuseeland das
Sternenkreuz auf ihrer Flagge. Nach ein
paar Versuchen ist das Sternenbild im Kasten. Wegen der Erdrotation erscheinen
die Sterne allerdings eher als Striche.
Wir besuchen mit Einheimischen das kleine Dorf Tavua auf
der Nachbarinsel. Hier wohnen mehrere der Hotelangestellten von Matamanoa. Ein heftiger
Hurrikan hat vor kurzem grosse Schäden angerichtet. Viele Palmen wurden arg
zerzaust und Häuser beschädigt. Es ist Sitte, dass man zuerst entweder den
Häuptling oder den Stammesältesten persönlich um Erlaubnis bittet, bevor man
den Rundgang durch das Dorf antreten darf. Eine christliche Kirche steht im
Zentrum der Siedlung. Ein neues Gemeinschaftshaus ist noch im Bau. Zum Waschen
von Kleidern wird das Wasser in einem Ziehbrunnen geholt. Als Trinkwasser wird
Regenwasser gesammelt oder speziell herbeigeführt. Vor dem Generator des Dorf-Elektrizitätswerks
stehen Dieselkannen. Die Kinder müssen auf eine Nachbarinsel zur Grundschule.
Für höhere Schulen wird der Weg dann weiter. Die freundliche Mutter mit dem
Kleinkind arbeitet ebenfalls in Matamanoa. Für Junge und Alte wird gemeinsam
gesorgt. Das ganze Dorfleben, oft auch das Kochen findet in der Gemeinschaft
statt. Diese organisiert unter Anleitung des gewählten Häuptlings am Montag
jeweils auch die anstehenden Arbeiten.
Im Dorf wachsen Bananen und Brotbäume, darum herum weiden
Rinder und Ziegen. Wir saugen am süssen Inneren des Zuckerrohrs. Ein kleiner
Markt wird extra für uns hergerichtet. Als wir die Insel verlassen, ragt das
Korallenriff bei Ebbe fast aus dem glasklaren Wasser. Zum Abschied winken uns
die badenden Kinder des Dorfes herzlich zu.
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