Die Überfahrt auf die Nordinsel verläuft ruhig, doch es
ist deutlich kälter geworden. Beim Pencarrow Head an der Südspitze der
Nordinsel weisen zwei Leuchttürme den Weg. Wir fahren durch das Hutt Valley
nordwärts. Hier werden neue Rückhaltebecken gebaut, welche der Sicherung der
Wasserreserven der grossen Agglomerationen im Süden des Tals dienen. In vielen Serpentinen
geht die Fahrt über die Rimutaka Range. Wir umrunden den Lake Wairarapa. Kühe
und Schafe sind in dieser idyllischen Landschaft weit häufiger anzutreffen als
Menschen.
Masterton ist eine hübsche Kleinstadt, wo wir eine Nacht
bleiben. Die Goldene Schere ist für Schafe bereit, wir gehen lieber wieder
einmal ins Kino. Anderntags besuchen wir das National Wildlife Centre Pukaha
Mount Bruce. Hier warten gleich zwei Besonderheiten auf. Es gibt einen
reinrassigen weissen „Braunen Kiwi“ zu sehen, welcher nicht Albino ist. Und wir
können bei der Fütterung eines 10 Tage alten Kiwis zusehen, welcher in der
Station ausgebrütet und später in die Wildnis entlassen wird. Bei der Station führt
uns ein einstündiger Bush Walk durch den Urwald. Nebst den verschiedenen
Vogelvolièren entlang dem Pfad ist die Fütterung von riesigen Longfin Aalen
eine weitere Attraktion. Deren Weibchen können eine Länge von 1,6 m und ein
Gewicht von 12 kg erreichen. Sie können 60 Jahre und älter werden, bevor sie
6000 km in jene tropischen Pazifikgebiete zurück schwimmen, wo sie selbst
geboren wurden, dort ihre Eier ablegen und sterben.
Im von Dänen gegründeten Ort Dannevirke ist ziemlich
alles dänisch, so auch das Information Centre. Eine altersbedingte
Weitsichtigkeit ist bei diesen Brillenpreisen zu verschmerzen! Auf dem schön
gelegenen Zeltplatz sind wir die einzigen Gäste. Im Wildpark neben uns röhrt
ein Hirsch, sonst herrscht hier die völlige Einsamkeit. Das Kreuz des Südens
kündet am Sternenhimmel eine weitere kalte Nacht an. Am Morgen streikt unsere
Heizung einmal mehr, sodass wir das Wohnmobil erfolgreich mit dem Haarföhn
temperieren.
Wir entscheiden uns, weiterhin abseits der Touristenroute
zu fahren. Ostwärts von Dannevirke durchqueren wir das Örtchen Weber. Nach
einer weiteren halben Stunde erreichen wir Wimbledon, bestehend aus einem
einzigen Gasthof. Roger Federer hätte sicher seine helle Freude an diesem Nest.
Unser erstes Tagesziel ist das von James Cook benannte Cape Turnagain bei
Herbertville. Der Nebel lässt den geschichtsträchtigen Ort zusätzlich interessant
erscheinen. Auf der Fahrt nach Waipukurau kommen wir an jenem Ort vorbei,
welcher den längsten Namen der Welt besitzen soll. Häuser sehen wir allerdings
keine!
Napier ist eine Stadt mit rund 55‘000 Einwohnern. Sie wurde
1931 durch ein Erdbeben der Stärke 7,9 und eine anschliessende Feuersbrunst fast
völlig zerstört. Es gab 265 Tote. Wir bleiben 3 Tage hier. Der kiesige Strand
ist fast schwarz gefärbt. Vom Bluff Hill Lookout aus hat man einen guten Ausblick
ins Hinterland, auf die Holzlager am Hafen und auf die Villenviertel der Stadt.
Mit einem Traktor und Anhänger von „Gannet Beach Adventures“
fahren wir von Clifton aus neun Kilometer den Klippen entlang. Anschliessend
steigen wir zu Fuss auf die höchste Klippenplattform. Am Fusse dieser Klippen sehen
wir Versteinerungen, Asche- und Braunkohleschichten. Erdpyramiden und
eingesägte Flusstäler prägen die Szenerie zusätzlich. Man kann hier die
riesigen Kräfte erahnen, welche tektonisch am Werk sind. Die
Indisch-Australische Platte reibt sich an der Pazifischen Platte. Diese wird
hochgehoben und kann dann einbrechen. Die grösste prähistorische Verwerfung
beträgt hier rund 11m. Beim Erdbeben von 1931 wurde der Meeresgrund um 2m
angehoben.
Schliesslich erreichen wir die grösste Kolonie
Australischer Tölpel in Neuseeland beim Cape Kidnapper. Die Tiere kennen keine Scheu vor dem
Menschen, denn sie sind hier sicher. Es ergeben sich wunderbare Tierportraits. Die
Jungvögel werden jetzt flügge. Sie üben wacker den Flügelschlag und trainieren
so auch ihre Muskulatur. Bis Ende April werden alle Tölpel nach Australien aufgebrochen
sein. Die geschlechtsreifen Tiere werden Ende Juli wieder hierher zum Nistplatz
zurückkehren.
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