Dienstag, 9. April 2013

45. Der längste Ortsname der Welt


Die Überfahrt auf die Nordinsel verläuft ruhig, doch es ist deutlich kälter geworden. Beim Pencarrow Head an der Südspitze der Nordinsel weisen zwei Leuchttürme den Weg. Wir fahren durch das Hutt Valley nordwärts. Hier werden neue Rückhaltebecken gebaut, welche der Sicherung der Wasserreserven der grossen Agglomerationen im Süden des Tals dienen. In vielen Serpentinen geht die Fahrt über die Rimutaka Range. Wir umrunden den Lake Wairarapa. Kühe und Schafe sind in dieser idyllischen Landschaft weit häufiger anzutreffen als Menschen.
Masterton ist eine hübsche Kleinstadt, wo wir eine Nacht bleiben. Die Goldene Schere ist für Schafe bereit, wir gehen lieber wieder einmal ins Kino. Anderntags besuchen wir das National Wildlife Centre Pukaha Mount Bruce. Hier warten gleich zwei Besonderheiten auf. Es gibt einen reinrassigen weissen „Braunen Kiwi“ zu sehen, welcher nicht Albino ist. Und wir können bei der Fütterung eines 10 Tage alten Kiwis zusehen, welcher in der Station ausgebrütet und später in die Wildnis entlassen wird. Bei der Station führt uns ein einstündiger Bush Walk durch den Urwald. Nebst den verschiedenen Vogelvolièren entlang dem Pfad ist die Fütterung von riesigen Longfin Aalen eine weitere Attraktion. Deren Weibchen können eine Länge von 1,6 m und ein Gewicht von 12 kg erreichen. Sie können 60 Jahre und älter werden, bevor sie 6000 km in jene tropischen Pazifikgebiete zurück schwimmen, wo sie selbst geboren wurden, dort ihre Eier ablegen und sterben. 
Im von Dänen gegründeten Ort Dannevirke ist ziemlich alles dänisch, so auch das Information Centre. Eine altersbedingte Weitsichtigkeit ist bei diesen Brillenpreisen zu verschmerzen! Auf dem schön gelegenen Zeltplatz sind wir die einzigen Gäste. Im Wildpark neben uns röhrt ein Hirsch, sonst herrscht hier die völlige Einsamkeit. Das Kreuz des Südens kündet am Sternenhimmel eine weitere kalte Nacht an. Am Morgen streikt unsere Heizung einmal mehr, sodass wir das Wohnmobil erfolgreich mit dem Haarföhn temperieren.
 
Wir entscheiden uns, weiterhin abseits der Touristenroute zu fahren. Ostwärts von Dannevirke durchqueren wir das Örtchen Weber. Nach einer weiteren halben Stunde erreichen wir Wimbledon, bestehend aus einem einzigen Gasthof. Roger Federer hätte sicher seine helle Freude an diesem Nest. Unser erstes Tagesziel ist das von James Cook benannte Cape Turnagain bei Herbertville. Der Nebel lässt den geschichtsträchtigen Ort zusätzlich interessant erscheinen. Auf der Fahrt nach Waipukurau kommen wir an jenem Ort vorbei, welcher den längsten Namen der Welt besitzen soll. Häuser sehen wir allerdings keine!
Napier ist eine Stadt mit rund 55‘000 Einwohnern. Sie wurde 1931 durch ein Erdbeben der Stärke 7,9 und eine anschliessende Feuersbrunst fast völlig zerstört. Es gab 265 Tote. Wir bleiben 3 Tage hier. Der kiesige Strand ist fast schwarz gefärbt. Vom Bluff Hill Lookout aus hat man einen guten Ausblick ins Hinterland, auf die Holzlager am Hafen und auf die Villenviertel der Stadt. 
Mit einem Traktor und Anhänger von „Gannet Beach Adventures“ fahren wir von Clifton aus neun Kilometer den Klippen entlang. Anschliessend steigen wir zu Fuss auf die höchste Klippenplattform. Am Fusse dieser Klippen sehen wir Versteinerungen, Asche- und Braunkohleschichten. Erdpyramiden und eingesägte Flusstäler prägen die Szenerie zusätzlich. Man kann hier die riesigen Kräfte erahnen, welche tektonisch am Werk sind. Die Indisch-Australische Platte reibt sich an der Pazifischen Platte. Diese wird hochgehoben und kann dann einbrechen. Die grösste prähistorische Verwerfung beträgt hier rund 11m. Beim Erdbeben von 1931 wurde der Meeresgrund um 2m angehoben. 
Schliesslich erreichen wir die grösste Kolonie Australischer Tölpel in Neuseeland beim Cape Kidnapper. Die Tiere kennen keine Scheu vor dem Menschen, denn sie sind hier sicher. Es ergeben sich wunderbare Tierportraits. Die Jungvögel werden jetzt flügge. Sie üben wacker den Flügelschlag und trainieren so auch ihre Muskulatur. Bis Ende April werden alle Tölpel nach Australien aufgebrochen sein. Die geschlechtsreifen Tiere werden Ende Juli wieder hierher zum Nistplatz zurückkehren. 

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