Mittwoch, 17. April 2013

47. Schlechte Düfte, Geysire und ein buntes Wunderland



In Whakatane besuchen wir das Maori Haus Mataatua, welches schon auf der halben Welt auf Reisen war, so etwa in Sydney, Melbourne, London und Dunedin. Seit 2011 steht es wieder dort, wo es schon 1875 stand, allerdings fachgerecht renoviert. Hier fliesst ein grosser Fluss durch die Stadt und schliesslich nahe beim Hafen ins Meer.
Wir drehen jetzt wieder gegen Süden ab und reisen in die Hexenküche des Landes. Von weitem erkennt man den vulkanischen Ursprung dieser Landschaft. Die vielen Seen sind meist Calderas, erloschene Vulkane oder Maare. Wir fahren am Lake Rotoma und Lake Rotoehu vorbei bis zum Lake Rotorua. Der Ort Rotorua heisst auf maorisch  „Ort der schlechten Düfte“. Tatsächlich stinkt es schon von weitem nach Schwefel und Schwefelwasserstoff (faulen Eiern!). Die Erdkruste ist hier besonders dünn, die thermische Aktivität entsprechend gross. Überall dampft es, so auch aus Dohlen in Gärten. Das thermisch heisse Wasser wird seit langem zum Baden und Kuren genutzt. Doch mindestens so attraktiv sind die Schönheiten der blubbernden Löcher und dampfenden Spalten. Das Informationszentrum von Rotorua ist in einem schönen Riegelbau untergebracht. Dieser dient zudem als Busstation, doch der öV scheint hier keinen grossen Stellenwert zu haben. Wir stellen unser Wohnmobil für 4 Tage auf den Cosy Thermal Holiday Park direkt am See. Hier hat es nicht nur eigene Thermalquellen und einen Dampfofen zum selber kochen (Niedergarmethode!), es dampft auch in der benachbarten Zone und am Seeufer. Dies ermöglicht das Wachstum von verschiedenen Algen und Bakterien, welche das Wasser bunt färben.  
Der Besuch des nahen „Buried Village“ ist eindrücklich. Die Strasse dorthin führt am Blauen und am Grünen See vorbei. Das Fischen und Baden in letzterem ist „tapu“, am heiligen Ort der Maori also nicht gestattet. Das Dorf wurde am 10. Juni 1886 beim Ausbruch des Vulkans Tarawera unter Schlamm und Asche begraben. 120 Leute verloren dabei ihr Leben. Im angegliederten Museum werden die Umstände von damals geschildert. Die grossen Sinterterassen „Pink Terrace und White Terrace“ am nahen Lake Rotomahana, welche als „Achtes Weltwunder“ Touristen aus aller Welt anlockten, wurden bei der Eruption komplett zerstört. Wir machen hier auch einen Rundweg durch den Urwald, welcher an einem eindrücklichen Wasserfall vorbeiführt. Und immer wieder sind wir fasziniert von der Schönheit der Baumfarne. Der Vulkan Tarawera am Ende des gleichnamigen Sees ist seit dem grossen Ausbruch gottlob zumindest im Standby-Modus.
Im  Waimangu Volcanic Valley finden wir weitere Zeugen der geothermischen Tätigkeiten. Wir durchwandern dieses Tal in einem rund zweistündigen Marsch. Der Bratpfannensee blubbert wegen des Aufstossens von Gasen. Bunte Mikrobenmatten, auskristallisierte Buntmetallsalze und Schwefelkristalle, weisse Kaolin- und Sinterablagerungen, verkohltes und abgestorbenes Holz erschaffen eine faszinierende Märchenwelt. Wir machen auch eine Bootsfahrt auf dem Rotomahana See mit seinen dampfenden Klippen. Schliesslich bringt uns ein Shuttle-Bus wieder zur Ausgangsstation zurück.
 Da wir im Maoriland sind, nehmen wir an einem Hangi, einem im Dampf der Erde gegarten Essen teil. Im Rahmen eines kulturellen Abends werden uns im Mitai Maori Village in Rotorua auch ein traditionelles Kriegskanu, Gesänge, Tänze und ein „furchterregender Haka“ präsentiert. Am Bachufer leuchten Glühwürmchen. Anderntags stürmt und regnet es. Selbst das Lädelen macht so keinen richtigen Spass, die Gartenwirtschaften sind verständlicherweise menschenleer.
Wir verlassen Rotorua und fahren nach Wai-o-Tapu. Diese Gegend wird als Wunderland der heissen Quellen angepriesen. Der grösste Geysir von Neuseeland bricht jeden Tag um 10:15 Uhr aus. Darauf können sich die Besucher verlassen, denn dem Naturschauspiel wird mit einer Lauge beim Starten nachgeholfen. Den Trick hat man früher zufällig beim Waschen von Kleidern entdeckt. Er vermindert die Oberflächenspannung des kalten Wassers, welches über dem heissen Wasser liegt. Das Mischwasser von heiss und kalt schiesst dann in die Höhe. Der Lady Knox Geysir schiesst bis 20 Meter in die Höhe. Allerdings hat die vergangene Trockenheit die Dauer des Ausbruchs von über einer halben Stunde auf etwa 2 Minuten reduziert. Für Rigette ist dieser Geysir am 17. April auch die „Tischbombe“ zum 64. Geburtstag. Beim schwefelgelben Teufelsbad erlebt sie den Eintritt ins AHV-Alter. Nomen est omen. Die Farben werden nebst dem Schwefel durch zahlreiche andere Elemente erzeugt, so auch durch Mangan, Arsen, Eisen, Kohlenstoff, Aluminium und Silizium. Die Auswahl von Bildern zeigt die Palette der Künstler, den Austernteich, Schwefelhügel, den Champagnerkrater und einen blubbernden Schlammteich. 
Zahlreiche Preziosen sind auch am Rande des sehr schönen Rundwegs zu entdecken. Silberfarn ist das NZ-Logo und Nationalemblem für Neuseeland. In den aufgeforsteten Nadelhölzern entdecken wir eine kugelförmige Wucherung der besonderen Art (eventuell ein Hexenbesen). Rote Rinden von Föhren zieren den Wegsaum ebenso wie Fliegenpilze. Die Zwerge lassen sich allerdings nirgends blicken.

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