Dienstag, 29. Januar 2013

32. Im Paradies auf Kangaroo Island


Wir fahren rund 150 km den langgezogenen Lagunen entlang durch den Coorong National Park. Hier ist das grosse Brutgebiet der Australischen Pelikane. Leider finden wir nur wenige Tiere. Einige Salzseen sind völlig ausgetrocknet und sehen aus, als ob sie von Eis überzogen wären. Via Meningie und Strathalbyn erreichen wir die Fleurieu Halbinsel. Im hübschen Badeort Victor Harbor gibt es eine sehr originelle Barriere. Sie kann je nach Stellung des Scharniers für den Strassenverkehr oder für die Bahn benutzt werden! Bei Cape Jervis verladen wir unser Wohnmobil auf die Fähre, welche nach einer knappen Stunde Kangaroo Island erreicht. Dies ist mit 156 km Länge und 57 km Breite die drittgrösste Insel Australiens. Bereits die Schilder zeigen, dass uns ein besonderer Ort erwartet. 
Im Hauptort Kingscote füllen wir unsere Reserven auf, denn westwärts gibt es keine Läden mehr. Dann fahren wir der Nordküste entlang, mit einem Abstecher zur Stokes Bay. Diese Gegend ist recht monoton und fast nicht besiedelt. Wir drehen jetzt gegen Südwesten. Auf dem Western KI Caravan Park bleiben wir drei Nächte. Dies ist ein wunderschön gelegener Campingplatz mit Wildlife pur. Bei unserer Ankunft transportiert ein kleiner Waran (Varanus rosenbergii, Heath Goanna) ein Hühnerei davon und verzehrt es dann mit Genuss. Ein Koala wechselt gerade den Baum. Dies ist tagsüber ein seltener Anblick und könnte etwas mit der knappen Nahrung zu tun haben. Ursprünglich gab es keine Koalas auf KI. Da man die Insel jedoch als „Arche“ benutzt hatte, wo stark gefährdete Australische Tiere vor Füchsen und Katzen sicher sein und überleben sollten, vermehrten sich die Koalas dermassen, dass die Futterblätter an den Eukalyptuspflanzen knapp wurden. Seit einigen Jahren werden nun deswegen Tiere sterilisiert.
Auf dem Western KI Caravan Park fühlen wir uns wie im Paradies. Am Abend grasen Hunderte von Tammar Wallabies und Graue Kangaroo Island Kängurus um und auf dem Zeltplatz. Bunte und weisse Papageien, Gänse, Enten und kleinere Vögel kennen keine Scheu. Besonders hübsch sind die gefleckten Cape Barons Wildgänse mit dem gelben Schnabel. Im WC wartet ein Possum und guckt beim Pinkeln zu. In der Vollmondnacht heben sich die Silhouetten der weidenden Kängurus ab. In der nahen Lagune schwimmen Schwarze Schwäne, Rallen und mehrere andere Vogelarten. Nachts und bei Tagesanbruch durchbrechen Tierrufe die Stille. Besonders „unanständig“ grunzen die Koalas!
Im Flindes Chase National Park am Südwestende der Insel werden in einem grossartigen Visitor Centre Geschichte, Brauchtum und Geologie vorgestellt. Undurchdringbare Wälder bilden von oben gesehen einen riesigen Teppich. Die Welt der Steine und Felsen ist hier besonders eindrücklich. Die Remarkable Rocks sind Granitblöcke, welche der Zahn der Zeit und der Gezeiten in Jahrmillionen ausgehöhlt hat. Mehrere sind mit einem Rot von Flechten überzogen, was sich vom Blau des Meeres besonders schön abhebt. Einige Felsbrocken gleichen riesigen Tierschädeln, andere sind schlicht formschön und ästhetisch.
Auf dem Cape du Couedic steht ein markanter Leuchtturm. In dieser Region sind in früheren Zeiten viele Schiffe zerschellt. Einige Wracks liegen jetzt noch auf dem Meeresgrund. Die Vegetation an der Küste ist hochspezialisiert und salzresistent. Unten beim Admirals Arch ist eine grosse Kolonie von Neuseeländischen Pelzrobben zu Hause. Hier ist deren Kinderstube und Ruheplatz. Hunderte von Robben liegen in den Felsen und rangeln um die Hackordnung.
Im Seal Bay Conservation Park liegt der Lebensraum der Australischen Seelöwen. Damit diese Tiere nicht übermässig durch Menschen gestört werden, darf man den Küstenabschnitt nur in Begleitung eines erfahrenen Rangers besuchen. Es lohnt sich! Die dunklen Bullen verschaffen sich mit Gewalt Respekt, die männlichen Teenager kampeln um die Rangordnung, helle Weibchen säugen noch bis zweijährige Junge. Da sieht man Familienidyllen und Familienkonflikte, irgendwie eine bekannte Situation. Zwischen den Seelöwen rasten Heerscharen von Seeschwalben und Silbermöwen.
Riesige Wanderdünen sind bis ins Innere der Insel vorgedrungen. In der „Kleinen Sahara“ kann man mit einem Brett den weissen Sand hinunter surfen, oder auch auf dem Hosenboden. Dies vermittelt sogar etwas Winterstimmung im australischen Sommer. Unweit von dieser Trockenheit fliesst idyllisch der Harriet River vorbei. Viehweiden unterbrechen die Eukalyptushaine. Als heimische landwirtschaftliche Produkte werden Eukalyptusöl, Wein, Honig und Lavendel vermarktet. Vom Prospect Hill aus hat man einen herrlichen Überblick über das Ostende der Insel. Hier liegt Penneshaw, von wo uns die Fähre wieder zurück auf das australische Festland bringt. Bis Adelaide sind es nur noch gute 100 km.

Donnerstag, 24. Januar 2013

31. Auf der Great Ocean Road westwärts


Wir verlassen Melbourne westwärts über den Princes Highway. Ab Geelong folgen wir der B100, welche bei Anglesea zur Great Ocean Road wird. Kinderspielplätze und Sandstrände ziehen in der Ferienzeit zwar Leute an, doch die Strände sind riesig, es hat genügend Platz für alle. Crested Terns, struppige Seeschwalben (Sterna bergii) begrüssen uns. Auf einem Zeltplatz im Badeort Apollo Bay übernachten wir.  
 Jetzt wird die Strasse gewundener und die Küste felsiger. Die Stufen der Gipsons Steps führen zum Sandstrand hinunter. Die Steilküste ist jedoch lebendig und erosionsgefährdet. Man darf deshalb das Ufer nicht überall betreten. Eine gewaltige Landschaft!
 
Die London Bridge war bis zum 15. Januar 1990 mit dem Festland verbunden. Glücklicherweise stürzte niemand zu Tode, als sie dann einkrachte. Zwei Leute mussten mit dem Helikopter vom Rumpf der Brücke abgeholt werden. Eine hölzerne Treppe führt zum Grotto,  einer bunten Küche, welche ebenfalls durch Erosion geformt wurde.  Die blühenden Sträucher duften intensiv. Entlang der Küste findet man immer wieder Tafeln, die auf zerschellte Schiffe und Wracks hinweisen.
In Warrnambool endet die felsige Szenerie. Der Küstenverlauf wird ruhiger, die Strände entsprechend belebter. Die hübsche Stadt am Lake Pertobe hat rund 25‘000 Einwohner und einen herrlichen Badestrand.  Viele Watvogelarten stochern hier im Sand herum. Besonders elegant sind die „Banded Stilts“ (Cladorhynchus leucocephalus ). Im Merri River, welcher in die Stingray Bay fliesst,  kann man herrlich baden, weil die Wucht der Wellen vorgängig gebrochen wird.  Auf der Middle Island hüten seit mehreren Jahren italienische Maremmahunde erfolgreich die durch eingeschleppte Füchse gefährdete Kolonie von Zwergpinguinen.
Wir fahren entlang der Küste nach Cape Bridgewater. Durch die Brandung werden Wassermassen zwischen den Steinen hochgepresst. Leider sind diese Blowholes jedoch eher ruhig, da Ebbe herrscht. Die fälschlicherweise als versteinerter Wald benannten Kalkgebilde sind ähnlich entstanden wie die Pinacles im Westen Australiens. Die skurrilen Säulen sind letztlich also echte Steingebilde, obwohl sie fast hölzern aussehen.
Wir überqueren die Grenze von Victoria nach Südaustralien. Die 30‘000 Einwohner zählende Stadt Mount Gambier wartet mit einem Naturwunder auf.  Der Ort liegt an einem ruhenden Vulkan. dessen zwei Kraterseen (Maare) sehr unterschiedlich sind. Der Blue Lake zeigt sich in tiefstem Blau, welches sich je nach Sonneneinstrahlung, Blickrichtung und Jahreszeit laufend von Azurblau in Giftgrün bis Gelbgrün umschlägt. Dies muss etwas mit dem feinen Kalkuntergrund zu tun haben, aber alle Geheimnisse seien noch nicht geklärt. Der Valley Lake hingegen ist grasgrün und vermutlich mit mehr Nährstoffen befrachtet. Vom schwitzend erklommenen Centenary Tower aus haben wir einen Rundblick auf die ganze fruchtbare Landschaft. Am Abend besuchen wir in der Anglikanischen Kirche ein Konzert der Kammer Philharmonie Köln. Ein klassischer Leckerbissen.  Der erste  Violonist Sergey Didorenko aus Moskau, ist absolute Weltspitze!
In Beachport wird auf dem zweitlängsten Pier (=Jetty) von Südaustralien wacker geangelt. Eine schöne und belebte Badeküste finden wir auch in Robe. Der Big Lobster (grosser Hummer aus Fiberglas) ist das Wahrzeichen von Kingston. Leider sind die echten Krabbentiere auf den ansässigen Speisekarten jedoch nicht zu finden. Der verschlafene Ort  hat keine kulinarisch bedeutsame Infrastruktur. Ausser Fish and Chips sind nur noch die allgegenwärtigen Prawns und Tintenfische erhältlich. Da kochen wir eben im Wohnmobil lieber selber.