Nach 14 grossartigen Tagen in
Sydney fahren wir auf Nebenstrassen südwestwärts. Die erste Station ist die
Stadt Goulburn, welche uns wiederum stark an die besuchten Orte in New England
erinnert und ihre traditionellen Bauten ebenfalls herausputzt. Das Gras wird
nun immer brauner. Man erkennt die ungewöhnliche Trockenheit von weitem. Die
anhaltende Hitze mit Temperaturen von teilweise über 40 °C ist auch hier aussergewöhnlich.
Trotzdem gibt es auch Flachseen und Moore, so zum Beispiel bei Tarago.
Queanbeyan ist lediglich 12 km
von Canberra entfernt. Der Ort ist unsere Basis für die Erkundung der
Australischen Regierungsstadt. Da weder Melbourne noch Sydney als Hauptstadt
von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert wurden, musste eine neue Kapitale
her. Canberra heisst in der Sprache der Ureinwohner „Treffpunkt“. Die Stadt
wurde vor knapp 100 Jahren auf dem Reisbrett entworfen und grosszügig
realisiert. Der ganze Werdegang der Stadt ist in der National Capital
Exhibition mit Modellen, Filmen, Fotos und Büchern dokumentiert. In der Mitte
der Stadt wurde sogar ein künstlicher See ausgehoben. Dort leben Enten,
Schwarze Schwäne und Teichhühner. Zu Ehren von Kapitän Cook wird im See wie in
Genf zeitweise auch ein Springbrunnen in Bewegung gesetzt. Auf der Südseite des
Sees sind das Parlament, das oberste Gericht, die Staatsbibliothek und ein
riesiger vierbeiniger Fahnenmast zu finden. Doch die Beamtenstadt wirkt trotz
unkonventioneller Kunstwerke steril, in der Ferienzeit fast tot und überdimensioniert.
Dies gilt vor allem auch für die Distanzen¸ welche kaum zu Fuss zu bewältigen
sind. Die Architektur erinnert an Plattenbauten in der DDR, die Strassen sind
oft menschenleer und nur von wenigen Fahrzeugen befahren. Die Leute findet man
im riesigen Canberra Einkaufszentrum in der City.
Nach zwei Tagen in der
Hauptstadt fahren wir in die Snowy Mountains. In Jindabyne finden wir einen
schönen Campingplatz an einem Stausee, welcher uns für zwei Tage als Lager
dient. Am Ufer stehen verschiedene Skulpturen. So auch eine mosaikartige Bank mit Fischen und Fröschen. Als
kulturelle Auflockerung und als Zuflucht vor der ungewöhnlichen und extremen
Hitze besuchen wir am Nachmittag die neue Verfilmung des weltbekannten Musicals
„Les Misérables“ im ansässigen Kino.
Am Dreikönigstag gibt es für uns
eine besondere Bergtour. Vom Wintersportort Thredbo aus nehmen wir den
Sessellift. Dieser erschliesst gleichzeitig ein grosses Skigebiet gespickt
mit Schneekanonen, Nationalpark hin oder
her. Jetzt im Sommer macht man hier Downhill Mountainbike Abfahrten. Die
Bergflora hat soeben zu blühen begonnen, da und dort liegen noch Schneeflecken.
Von der Bergstation des Lifts aus wandern wir 5 Stunden (Hin- und Rückweg) zum
höchsten Berg Australiens, dem Mount Kusciuszko, 2228 m.ü.M. Die Landschaft zeigt sich mit Bergseelein und
Bächen richtig heimelig alpin. Der etwas mühsame Wanderweg führt grossenteils
über einen Gitterrost, damit die Vegetation nicht erodiert. Der körperlichen
Herausforderung folgt die Freude über die erfolgreiche „Erklimmung“ des
Gipfels. Dass wir dabei nicht die einzigen sind, können wir wegstecken!
Tags darauf durchfahren wir den
Kosciusczko Nationalpark auf dem kurvenreichen Alpine Way. Zwischen Thredbo und
Khancoban erlaubt der Scammells Lookout einen Rundblick über die bewaldete
Gebirgswelt. Bald überqueren wir die Grenze nach Victoria. Bei Tallangatta
wurde der Murray River gestaut und die alte Ortschaft im neuen See versenkt.
Bei Red Bluff entstand dadurch auch Wetland, welches sich farblich vom dürren
Gras der Umgebung abhebt. Nach einer Fahrt von knapp 400 km erreichen wir
schliesslich den (gottlob) schattigen Campingplatz in Porepunkah südlich von
Bright. Und jetzt ein Bier aus dem eigenen Kühlschrank!!
Die knapp 230 km von Bright nach
Bairnsdale sind besonders eindrücklich. Zuerst steigt die Great Alpine Road auf
die obersten Kreten auf rund 1‘800 m.ü.M. Gespenstisch stehen im Alpine National Park weisse
Skelette von Eukalyptusbäumen in der Landschaft, welche ein riesiger Waldbrand
2003 noch übrig gelassen hat. Es dürften wohl 100 Jahre vergehen, bis die nach
dem Feuer keimenden Samen wieder zu stattlichen Bäumen gewachsen sind. Wir
fahren bei den Bergstationen der Skiliftanlagen von Hotham Heights vorbei, dann
geht’s auf der gewundenen Strasse steil runter nach Omeo, einem
wildwestähnlichen Bergdorf mit rund 300 Seelen. Jetzt folgt die Strasse dem
Tambo River. Die Flusslandschaft zählt zu den schönsten Landstrichen Victorias.
Der Tambo mündet bei Bairnsdale in die Gippsland Lakes. Hier auf dem Zeltplatz
am Mitchell River sind wir nur noch wenige Kilometer von der Meeresküste
entfernt.
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