Dienstag, 8. Januar 2013

28. Auf dem höchsten Berg Australiens


Nach 14 grossartigen Tagen in Sydney fahren wir auf Nebenstrassen südwestwärts. Die erste Station ist die Stadt Goulburn, welche uns wiederum stark an die besuchten Orte in New England erinnert und ihre traditionellen Bauten ebenfalls herausputzt. Das Gras wird nun immer brauner. Man erkennt die ungewöhnliche Trockenheit von weitem. Die anhaltende Hitze mit Temperaturen von teilweise über 40 °C ist auch hier aussergewöhnlich. Trotzdem gibt es auch Flachseen und Moore, so zum Beispiel bei Tarago. 
Queanbeyan ist lediglich 12 km von Canberra entfernt. Der Ort ist unsere Basis für die Erkundung der Australischen Regierungsstadt. Da weder Melbourne noch Sydney als Hauptstadt von der Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert wurden, musste eine neue Kapitale her. Canberra heisst in der Sprache der Ureinwohner „Treffpunkt“. Die Stadt wurde vor knapp 100 Jahren auf dem Reisbrett entworfen und grosszügig realisiert. Der ganze Werdegang der Stadt ist in der National Capital Exhibition mit Modellen, Filmen, Fotos und Büchern dokumentiert. In der Mitte der Stadt wurde sogar ein künstlicher See ausgehoben. Dort leben Enten, Schwarze Schwäne und Teichhühner. Zu Ehren von Kapitän Cook wird im See wie in Genf zeitweise auch ein Springbrunnen in Bewegung gesetzt. Auf der Südseite des Sees sind das Parlament, das oberste Gericht, die Staatsbibliothek und ein riesiger vierbeiniger Fahnenmast zu finden. Doch die Beamtenstadt wirkt trotz unkonventioneller Kunstwerke steril, in der Ferienzeit fast tot und überdimensioniert. Dies gilt vor allem auch für die Distanzen¸ welche kaum zu Fuss zu bewältigen sind. Die Architektur erinnert an Plattenbauten in der DDR, die Strassen sind oft menschenleer und nur von wenigen Fahrzeugen befahren. Die Leute findet man im riesigen Canberra Einkaufszentrum in der City.
Nach zwei Tagen in der Hauptstadt fahren wir in die Snowy Mountains. In Jindabyne finden wir einen schönen Campingplatz an einem Stausee, welcher uns für zwei Tage als Lager dient. Am Ufer stehen verschiedene Skulpturen. So auch eine  mosaikartige Bank mit Fischen und Fröschen. Als kulturelle Auflockerung und als Zuflucht vor der ungewöhnlichen und extremen Hitze besuchen wir am Nachmittag die neue Verfilmung des weltbekannten Musicals „Les Misérables“ im ansässigen Kino. 
 Am Dreikönigstag gibt es für uns eine besondere Bergtour. Vom Wintersportort Thredbo aus nehmen wir den Sessellift. Dieser erschliesst gleichzeitig ein grosses Skigebiet gespickt mit  Schneekanonen, Nationalpark hin oder her. Jetzt im Sommer macht man hier Downhill Mountainbike Abfahrten. Die Bergflora hat soeben zu blühen begonnen, da und dort liegen noch Schneeflecken. Von der Bergstation des Lifts aus wandern wir 5 Stunden (Hin- und Rückweg) zum höchsten Berg Australiens, dem Mount Kusciuszko, 2228 m.ü.M.  Die Landschaft zeigt sich mit Bergseelein und Bächen richtig heimelig alpin. Der etwas mühsame Wanderweg führt grossenteils über einen Gitterrost, damit die Vegetation nicht erodiert. Der körperlichen Herausforderung folgt die Freude über die erfolgreiche „Erklimmung“ des Gipfels. Dass wir dabei nicht die einzigen sind, können wir wegstecken! 
 
Tags darauf durchfahren wir den Kosciusczko Nationalpark auf dem kurvenreichen Alpine Way. Zwischen Thredbo und Khancoban erlaubt der Scammells Lookout einen Rundblick über die bewaldete Gebirgswelt. Bald überqueren wir die Grenze nach Victoria. Bei Tallangatta wurde der Murray River gestaut und die alte Ortschaft im neuen See versenkt. Bei Red Bluff entstand dadurch auch Wetland, welches sich farblich vom dürren Gras der Umgebung abhebt. Nach einer Fahrt von knapp 400 km erreichen wir schliesslich den (gottlob) schattigen Campingplatz in Porepunkah südlich von Bright. Und jetzt ein Bier aus dem eigenen Kühlschrank!! 
Die knapp 230 km von Bright nach Bairnsdale sind besonders eindrücklich. Zuerst steigt die Great Alpine Road auf die obersten Kreten auf rund 1‘800 m.ü.M.  Gespenstisch stehen im Alpine National Park weisse Skelette von Eukalyptusbäumen in der Landschaft, welche ein riesiger Waldbrand 2003 noch übrig gelassen hat. Es dürften wohl 100 Jahre vergehen, bis die nach dem Feuer keimenden Samen wieder zu stattlichen Bäumen gewachsen sind. Wir fahren bei den Bergstationen der Skiliftanlagen von Hotham Heights vorbei, dann geht’s auf der gewundenen Strasse steil runter nach Omeo, einem wildwestähnlichen Bergdorf mit rund 300 Seelen. Jetzt folgt die Strasse dem Tambo River. Die Flusslandschaft zählt zu den schönsten Landstrichen Victorias. Der Tambo mündet bei Bairnsdale in die Gippsland Lakes. Hier auf dem Zeltplatz am Mitchell River sind wir nur noch wenige Kilometer von der Meeresküste entfernt. 

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