Der Cradle Mountain-Lake St Clair Nationalpark ist das beliebteste Reiseziel im australischen Inselstaat Tasmanien. Er beherbergt auch den höchsten Berg Tasmaniens, den 1617 m hohen Mount Ossa. Die zwei Sektionen des Parks sind als Ganzes nur in einem drei- bis fünftägigen Fussmarsch zu durchqueren. Man kann sie jedoch getrennt mit einem Fahrzeug besuchen, den Lake St Clair NP von Süden und den Cradle Mountain NP von Norden her. Da wir Tasmanien im Uhrzeigersinn umrunden, besuchen wir zuerst die südliche Region am Lake St Clair. Am tiefsten Gletschersee Australiens hat es nur wenige Stellplätze. Doch wir können einen Platz im Park ergattern. Die Impressionen der Natur lassen sich am ehesten mit Fotos dokumentieren.
Auf unserer Reise in den Norden des Parks müssen wir
zuerst an die regnerische Westküste fahren. Was man in der Region von
Queenstown zu sehen bekommt, gleicht einer Mondlandschaft. Der Abbau von Gold,
Silber und Kupfer hinterlässt öde Felslandschaften. Wegen dem Schwefelgehalt
der benötigten Holzkohle starb die Grasnarbe grossflächig ab. Die darauf
einsetzende Erosion schädigte die Böden nachhaltig. In Strahan an der Westküste
wurden früher die abgebauten Erze und Metalle verschifft. Die zu diesem Zweck
erstellte Dampfbahn ist heute eine Touristenattraktion. Die Preise dafür sind
jedoch wie bei den Kreuzfahrten auf dem Gordon River erfolgreichen Goldsuchern
vorbehalten! Allenfalls kann die Gegend
sogar mit einem Wasserflugzeug erkundet werden.
Eigentlich wollten wir im nördlichen Cradle Mountain
Nationalpark die Nacktnasenwombats beobachten. Diese putzigen Erdbewohner
ähneln äusserlich sehr stark einem übergrossen Alpenmurmeltier, deren Verhalten
und Territorialität wir 1974 im Gornerental in der Gemeinde Gurtnellen UR während
fünf Monaten studiert hatten. Wombats leben ebenfalls unter der Erde, in bis zu
20 m langen selbst gegrabenen Gängen. Ihre Körperform ist wohl auch deshalb
derjenigen der Murmeltiere recht ähnlich. Die harmlosen Pflanzenfresser sind
jedoch keine Nagetiere sondern Beuteltiere. Um ihre Jungen beim Buddeln und bei
der Fortbewegung im Erdbau zu schützen, schaut ihre Beuteltasche nach hinten
statt nach vorne. Obwohl Wombats vorwiegend nachtaktiv sind, können wir im
Nationalpark trotz Regens viele Tiere antreffen. Zudem sehen wir den ersten
Kurzschnabeligel in der freien Wildbahn. Fast kitschig zeigt sich hier der
Regenwald. Moose, Flechten und Farne verleihen ihm ein märchenhaftes Aussehen. Rotbauchfilander (Pademelons) und Rotnackenwallabies machen ihre Aufwartung. Besonders freut uns euch die
Begegnung mit den endemischen Grünfuss Pfuhlhühnern. Diese gibt es nur in
Tasmanien!
Im Anschluss an eine nächtliche Tierexkursion mit einem
erfahrenen Parkwächter besuchen wir eine Pflege- und Aufzuchtstation für einheimische
fleischfressende Beuteltiere. Es sind dies der Östliche Beutelmarder (Eastern
Quoll) und der Beutelteufel (Tasmanian Devil). Der Beutelmarder ist der
Konkurrenz von eingeschleppten Füchsen und Wildkatzen nur schwer gewachsen.
Seine Bestände sinken stetig. Noch viel schlimmer steht es um den Tasmanischen
Teufel. Eine geheimnisvolle und hochansteckende Krebskrankheit hat in kurzer
Zeit sein Überleben in der Wildnis in Frage gestellt. Die Krankheit Devil
Facial Tumor Disease (DFTD), welche mit Bläschen und Geschwüren in der
Mundregion beginnt, überzieht bald den ganzen Körper und tötet die Tiere nach 3
bis 5 Monaten. Die Krankheit breitet sich in Tasmanien von Osten nach Westen
aus. Tasmanische Teufel tragen ihren Namen zu Unrecht. Sie sind ängstlich und
drohen mit den Zähnen gegenüber Menschen nur im Stress. Hingegen setzen sie die
Zähne beim Zanken um die besten Futterhappen erfolgreich gegen Artgenossen ein.
Dies erklärt auch das hohe Übertragungsrisiko der Infektionskrankheit. Das einst
grösste einheimische Raubtier, der Tasmanische Tiger, wurde bereits im letzten
Jahrhundert durch den Menschen gnadenlos verfolgt und schliesslich ausgerottet.
Vom Cradle Mountain Nationalpark fahren wir über einen
Pass westwärts. Wir kommen bei Henrietta vorbei, was Rigette (Heinrika)
natürlich sehr freut! Ein besonderes Bijou ist das Dorf Stanley am Circular
Head. Ein Sessellift führt auf den alten und erloschenen Vulkan „The Nut“. Auf
dem 360° Rundweg hat man eine herrliche Aussicht auf die verschiedenen
Meerbuchten und die liebliche Landschaft in Nordwesttasmanien. Im
Freilichtmuseum Highfield werden die Zeiten der Kolonisierung und die
Dezimierung der Aboriginal People aus der Versenkung geholt und aufgearbeitet.
Ein trauriges Kapitel!
Nachts werden an der tasmanischen Nordküste die Pinguine aktiv. In Strahan übernachtet ein Pinguin direkt auf unserem
Caravan Park. Wir hören ihn, sehen ihn aber nicht. Doch schliesslich können wir
anlässlich einer Nachtexkursion mit einheimischen Naturschützern in Lillico
Beach viele Zwergpinguine beobachten. Zwei Jungtiere warten direkt unter dem
Beobachtungssteg auf ihre Eltern, welche ihnen die tägliche Futterration aus
dem Meer bringen. Da man die Tiere nicht mit Lampen und Blitzlichtern
erschrecken darf, sind nur ihre Silhouetten sichtbar.
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