Donnerstag, 14. Februar 2013

34. Im Cradle Mountain-Lake St Clair Nationalpark in Tasmanien


Der Cradle Mountain-Lake St Clair Nationalpark ist das beliebteste Reiseziel im australischen Inselstaat Tasmanien. Er beherbergt auch den höchsten Berg Tasmaniens, den 1617 m hohen Mount Ossa. Die zwei Sektionen des Parks sind als Ganzes nur in einem drei- bis fünftägigen Fussmarsch zu durchqueren.  Man kann sie jedoch getrennt mit einem Fahrzeug besuchen, den Lake St Clair NP von Süden und den Cradle Mountain NP von Norden her. Da wir Tasmanien im Uhrzeigersinn umrunden, besuchen wir zuerst die südliche Region am Lake St Clair. Am tiefsten Gletschersee Australiens hat es nur wenige Stellplätze. Doch wir können einen Platz im Park ergattern. Die Impressionen der Natur lassen sich am ehesten mit Fotos dokumentieren.
Auf unserer Reise in den Norden des Parks müssen wir zuerst an die regnerische Westküste fahren. Was man in der Region von Queenstown zu sehen bekommt, gleicht einer Mondlandschaft. Der Abbau von Gold, Silber und Kupfer hinterlässt öde Felslandschaften. Wegen dem Schwefelgehalt der benötigten Holzkohle starb die Grasnarbe grossflächig ab. Die darauf einsetzende Erosion schädigte die Böden nachhaltig. In Strahan an der Westküste wurden früher die abgebauten Erze und Metalle verschifft. Die zu diesem Zweck erstellte Dampfbahn ist heute eine Touristenattraktion. Die Preise dafür sind jedoch wie bei den Kreuzfahrten auf dem Gordon River erfolgreichen Goldsuchern vorbehalten!  Allenfalls kann die Gegend sogar mit einem Wasserflugzeug erkundet werden.
Eigentlich wollten wir im nördlichen Cradle Mountain Nationalpark die Nacktnasenwombats beobachten. Diese putzigen Erdbewohner ähneln äusserlich sehr stark einem übergrossen Alpenmurmeltier, deren Verhalten und Territorialität wir 1974 im Gornerental in der Gemeinde Gurtnellen UR während fünf Monaten studiert hatten. Wombats leben ebenfalls unter der Erde, in bis zu 20 m langen selbst gegrabenen Gängen. Ihre Körperform ist wohl auch deshalb derjenigen der Murmeltiere recht ähnlich. Die harmlosen Pflanzenfresser sind jedoch keine Nagetiere sondern Beuteltiere. Um ihre Jungen beim Buddeln und bei der Fortbewegung im Erdbau zu schützen, schaut ihre Beuteltasche nach hinten statt nach vorne. Obwohl Wombats vorwiegend nachtaktiv sind, können wir im Nationalpark trotz Regens viele Tiere antreffen. Zudem sehen wir den ersten Kurzschnabeligel in der freien Wildbahn. Fast kitschig zeigt sich hier der Regenwald. Moose, Flechten und Farne verleihen ihm ein märchenhaftes Aussehen. Rotbauchfilander (Pademelons) und Rotnackenwallabies machen ihre Aufwartung. Besonders freut uns euch die Begegnung mit den endemischen Grünfuss Pfuhlhühnern. Diese gibt es nur in Tasmanien!
Im Anschluss an eine nächtliche Tierexkursion mit einem erfahrenen Parkwächter besuchen wir eine Pflege- und Aufzuchtstation für einheimische fleischfressende Beuteltiere. Es sind dies der Östliche Beutelmarder (Eastern Quoll) und der Beutelteufel (Tasmanian Devil). Der Beutelmarder ist der Konkurrenz von eingeschleppten Füchsen und Wildkatzen nur schwer gewachsen. Seine Bestände sinken stetig. Noch viel schlimmer steht es um den Tasmanischen Teufel. Eine geheimnisvolle und hochansteckende Krebskrankheit hat in kurzer Zeit sein Überleben in der Wildnis in Frage gestellt. Die Krankheit Devil Facial Tumor Disease (DFTD), welche mit Bläschen und Geschwüren in der Mundregion beginnt, überzieht bald den ganzen Körper und tötet die Tiere nach 3 bis 5 Monaten. Die Krankheit breitet sich in Tasmanien von Osten nach Westen aus. Tasmanische Teufel tragen ihren Namen zu Unrecht. Sie sind ängstlich und drohen mit den Zähnen gegenüber Menschen nur im Stress. Hingegen setzen sie die Zähne beim Zanken um die besten Futterhappen erfolgreich gegen Artgenossen ein. Dies erklärt auch das hohe Übertragungsrisiko der Infektionskrankheit. Das einst grösste einheimische Raubtier, der Tasmanische Tiger, wurde bereits im letzten Jahrhundert durch den Menschen gnadenlos verfolgt und schliesslich ausgerottet.
Vom Cradle Mountain Nationalpark fahren wir über einen Pass westwärts. Wir kommen bei Henrietta vorbei, was Rigette (Heinrika) natürlich sehr freut! Ein besonderes Bijou ist das Dorf Stanley am Circular Head. Ein Sessellift führt auf den alten und erloschenen Vulkan „The Nut“. Auf dem 360° Rundweg hat man eine herrliche Aussicht auf die verschiedenen Meerbuchten und die liebliche Landschaft in Nordwesttasmanien. Im Freilichtmuseum Highfield werden die Zeiten der Kolonisierung und die Dezimierung der Aboriginal People aus der Versenkung geholt und aufgearbeitet. Ein trauriges Kapitel!
Nachts werden an der tasmanischen Nordküste die Pinguine aktiv. In Strahan übernachtet ein Pinguin direkt auf unserem Caravan Park. Wir hören ihn, sehen ihn aber nicht. Doch schliesslich können wir anlässlich einer Nachtexkursion mit einheimischen Naturschützern in Lillico Beach viele Zwergpinguine beobachten. Zwei Jungtiere warten direkt unter dem Beobachtungssteg auf ihre Eltern, welche ihnen die tägliche Futterration aus dem Meer bringen. Da man die Tiere nicht mit Lampen und Blitzlichtern erschrecken darf, sind nur ihre Silhouetten sichtbar. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen