Wir machen nochmals in Orewa Halt. Bei Ebbe scheint der
morgendliche Strand fast unendlich weit. Der pittoreske Sonnenaufgang um 7:00
Uhr lässt sogar unser Wohnmobil in flammenden Farben erglühen.
Zügig fahren wir nun auf dem Hwy 1 südwärts durch die
Millionenstadt Auckland und drehen dann zur grünen Kawakawa Bay ab. Die Strasse
führt bald direkt dem Meer entlang, Leitplanken sind selten zu finden. An der
Seabird Coast bei Miranda ist der Strand übersät mit Muschelschalen, welche von
weitem wie weisse Kieselsteine aussehen.
Bald erreichen wir die Westküste der Coromandel
Halbinsel. Im Zentrum des Städtchens
Thames stehen einige historische Gebäude, so die Sattlerei aus dem Jahr 1868
oder die markante Kirche. Die Landschaft entlang der Küste ist kupiert. Sie
wird von Schafen und Rindern beweidet. Die Inselwelt von Coromandel erscheint in der Ferne.
Das einstige Goldgräbernest Coromandel zählt rund 1‘600
Einwohnern. Zu Zeiten des Goldrauschs vor rund 150 Jahren waren es 10'000! Die
alte Polizeistation scheint den heutigen Bedürfnissen immer noch zu genügen. Beim
Coromandel Cort Motel deuten
Maorifiguren auf die gemeinsame Geschichte von Polynesiern und Weissen. Der Bootshafen
erscheint versteckt in den Mangroven, während die eigentliche Wharf etwa 1 km
vom Dorf entfernt zu finden ist. Im Saloon riecht es nach Bier und Bohnerwachs.
Die Einheimischen liegen bei ihrer Konversation deutlich über dem üblichen
Lautstärkepegel. Die Auswahl für den Aperitif ist auch ganz beachtlich. Vor dem
feinen Speiserestaurant Pepper Tree steht ein gewaltiger Pfefferbaum. Dieser
wurde vom ersten Eigentümer vor gut 100 Jahren gesetzt. In seinem Schatten
finden wir auch einen kleinen Markt für lokale Produkte.
Ein besonderes Erlebnis ist die Fahrt mit der Driving
Creek Railway. Das kleine Bähnchen wurde vom Kunsthandwerker Barry Brickel auf
seinem Privatgrundstück errichtet und führt durch den Regenwaldgürtel oberhalb
der Ortschaft. Vor ca. 80 Jahren war diese Parzelle eine gerodete Weide, doch
der Wald hat sich sein Reich zurückerobert. In den letzten Jahren wurden
Tausende von Kauribäumen gesetzt, sodass dieser Herr des Waldes in Tausend
Jahren das Landschaftsbild wie einst dominiert. Die Schmalspurbahn führt über
Brücken, durch Tunnels und macht mehrere Spitzkehren. Zuoberst hat man von
einer Aussichtsplattform aus einen wunderschönen Blick über die Landschaft. Ob
die Lokführer in der Schweiz nicht ein bisschen neidisch werden ob der
einfachen Bedienung im Führerstand?
Auf der Anhöhe von Maungataururu sehen wir im
Bergregenwald nochmals zurück auf
Coromandel, bevor auf der Ostseite des Gebirgszuges die Küste von Te Rerenga
erscheint. Eine Möwe nimmt hier ihr Bad in der Pfütze. Bald erreichen wir den
Ferienort Whitianga, welcher vor allem in der Sommersaison aus den Nähten
platzen soll.
Bei Coroglen entdecken wir einen Wegweiser nach Tapu. Das
Wort „Tabu“ stammt ja aus dem maorischen. Wenn man dem Blick folgt, sieht man
auf der Gegenseite, was tapu sein könnte! Wir fahren nach Hahei und machen von
dort aus den wunderschönen Marsch zur Cathedral Cove. Das Meer ist wild
und mächtig. Grotten und kleine Wasserfälle bilden eine Urlandschaft vom
Feinsten. Das weisse Papiergras ist hier ein unerwünschter Neophyt. Doch fürs
Auge und die Fotos steht es trotzdem gerade richtig. Schliesslich übernachten wir an der nahen Hot Water Beach.
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