Mittwoch, 3. April 2013

44. Re-START in Christchurch



Christchurch wurde am 4. September 2010 durch ein heftiges Erdbeben mit der Stärke 7,1 MW erschüttert. Da das Beben frühmorgens passierte, gab es lediglich 2 Schwerverletzte. Am 22. Februar 2011 erlitten bei einem weiteren Beben der Stärke 6,3 MW  mittags um 12:51 Uhr jedoch 185 Menschen den Tod. Viele Kulturdenkmäler stürzten zusammen, darunter auch die berühmte Kathedrale. Viele Bewohner verliessen die Stadt freiwillig oder gezwungenermassen. Die Innenstadt ist immer noch eine Trümmerruine. Dazwischen stehen zahlreiche Baukräne. Man spürt den Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Eine eigentliche Containerstadt bildet ein „neues Quartier“ in der City. Man wird eingeladen, dort zu verweilen und die neuen marktähnlichen Läden zu besuchen. Aber eigentlich ist der Zustand im Zentrum der einstigen Südmetropole trotzdem ziemlich trostlos.
Ostern begehen wir dieses Jahr ganz speziell. Wir verbringen einen halben Tag im Internationalen Antarktis Zentrum in Christchurch. Hier fahren wir mit einem Hagglund (einem Polar-Spezialfahrzeug) über steile Hügel und durch Wasserlöcher, frieren in einem simulierten antarktischen Sturm bei gefühlten – 18°C und erleben in einem 4-D Spektakel die grandiose Kulisse des antarktischen Eises. Wir erfahren auch viel über die Forschungstätigkeiten der Wissenschaftler vor Ort. In einer direkten Leitung senden diese jeden Tag aktuelle Bilder und Ergebnisse ins Zentrum. Während der Fütterung von Kleinen Blauen Pinguine erfahren wir Hintergrundinformationen über diese niedlichen Gesellen. Am Abend zaubert Rigette im Wohnmobil ein wahres Festtagsmenu aus den gasbeheizten Kochgeschirren. 
 
 
Am Ostermontag besuchen wir den Botanischen Garten von Christchurch. Ein kleiner Kormoran begrüsst uns. Zahlreiche Gewächshäuser sind als Folge der Erdbeben noch geschlossen. Eine neue Plastik erinnert in kunstvoller Weise an die Erdbebenopfer. Der Botanische Garten als Ganzes ist ein sehenswerter Ort der Erholung und Forschung. Dies gilt besonders für das grosse Rosarium.
Wir fahren weiter nordwärts und besuchen dabei die Ortschaften Amberley und Cheviot. Hier biegen wir zur Gore Bay ab. Die Sandsteinküste ist dort grau und bildet verwitterte Erdpyramiden. Bald verlassen wir das flache Canterbury und erreichen über eine gute aber kurvenreiche Strasse den Kaikoura District. Das Gras ist hier grün, die Täler sind eng. Bei Oaro erreichen wir wieder die Meeresküste. Die Felsen und Klippen sind voller Bewohner. Es hat Tausende von Möwen und Kormoranen. Bei Kaikoura schmücken gelbe Mittagsblumen den vulkanisch schwarzen Sand. In den Rockpools erinnern Algen, Muscheln und Seesterne an die Meeresbiologiewochen auf der italienischen Insel Giglio. Wir grüssen mit diesen Bildern die Teilnehmer des Ergänzungsfachs Biologie der Kantonalen Mittelschule Uri!
Auf der Kaikoura Halbinsel machen wir eine ausgedehnte Klippenwanderung. Es sieht hier ganz ähnlich aus wie in Irland oder England. Das Vieh weidet bis an den Abgrund. An der Küste sonnt sich eine grosse Kolonie von Neuseeländischen Pelzrobben. Riesige Tange (Bull Kelp) flottieren wie Nudeln im Wasser. Faszinierend sind auch die Verfaltungen des Sedimentgesteins. Sie lassen die gewaltigen Kräfte erahnen, mit welchen zwei Erdplatten hier gegeneinander drücken. Der schwarze Sand lässt die Landschaft optisch etwas vorzeitig einnachten.
Jetzt verlaufen Strasse und Schiene parallel zur Ostküste. Die Landschaft wird gebirgiger. Auf den felsigen Klippen am Ohau Point finden wir eine Robbenkolonie, welche aus vielen Hundert Tieren besteht. Der Bestand wird in ganz Neuseeland auf über 100‘000 Tiere geschätzt. Vor dem Einsetzen der Robbenjagd im 18. Jh. dürfte es über eine Million dieser NZ-Pelzrobben gegeben haben. Sie sind seit 1946 geschützt. Es sind vorwiegend Weibchen und ihre Jungen, welche hier ganzjährig anzutreffen sind. Nach dem Überqueren des Dashwood Passes finden wir in der trockenen und sonnenverwöhnten Gegend der Umgebung von Blenheim ausgedehnte Rebberge. Zur Freude der vielen Landwirte setzen Niederschläge ein. Das Zentrum dieser Kleinstadt erkunden wir deshalb mit dem Regenschirm. Das sich verfärbende Laub erinnert an den nahen Herbst. Doch bald lockern die Wolken wieder auf. Wir sind nur noch 25 km von der Fähre entfernt, welche uns zurück auf die Nordinsel bringt. Die Südinsel hat sich uns einen ganzen Monat lang von der allerbesten Seite gezeigt!

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