Auf der Fahrt entlang der Nordküste treffen wir nebst
Viehweiden immer wieder grosse Mohnfelder an. Hier wird Schlafmohn für die
medizinisch legale Gewinnung von Morphium angebaut. Im kleinen Rocky Cape
Nationalpark fahren wir nach Sisters Beach. Eine traumhafte Sandküste schimmert
in türkis und braunrot. Wie dereinst die alten Römer überschreiten wir den
Fluss Rubicon. Julius Cäsar hätte seine helle Freude an uns.
Der Tamar River verbindet Launceston mit dem offenen
Meer. An dessen Ufer wächst der beste Wein Tasmaniens, vielleicht sogar
Australiens. Eine besondere Überraschung war für uns der Ort Grindelwald. Hier
hat der holländische Geschäftsmann und
Schweizer Fan Roelf Vos (1921 – 1992) ein nettes Dörfchen als Resort errichten
lassen. Vieles ist zwar ziemlich falsch am Märchenort. Vielleicht findet ihr
auch einige Fehler? Doch wir geniessen die Glacés und Kaffees mit den zum zweiten
Mal angetroffenen anderen Reisevögeln aus der Schweiz. Besonders schön zeigt
sich am Abend das Wetland bei Tamar Island. Es ist Lebensraum für viele Wasser-
und Watvögel. Heerscharen von Schwarzen Schwänen und Reihern bewohnen die
Wasser- und Riedflächen entlang des Flusses.
Launceston ist die zweitgrösste Stadt Tasmaniens. Hier
wurde seinerzeit beschlossen, die Stadt Melbourne am jetzigen Ort zu erstellen.
Das Ortsbild mit seinen gut erhaltenen Fassaden und sauberen Strassen darf sich
sehen lassen. Eine Fussgängerzone macht das Lädelen angenehm. Lediglich die
Beizli am Hafen wirken etwas steril. Aber vielleicht sind wir zum falschen
Zeitpunkt hier. Geologisch interessant ist die Gorge von Launceston.
Basaltsteine säumen den South Esk River. Eine Sesselbahn verbindet die beiden
Ufer. Dank deren langsamen Fahrweise kann man die Aussicht sehr lange
geniessen.
Wegen den grossen Gezeitenschwankungen gibt es über den Tamar
River keinen Fährbetrieb. Wir überqueren den Fluss über die imposante Batman
Bridge in Richtung Osten. In Bridport blühen die Eukalypten besonders bunt. Und
auch die Leute in diesem Örtchen an der tasmanischen Nordküste scheinen das
Leben richtig begriffen zu haben, wie der Spruch an der Wand eines Cafés
bezeugt. In Derby besuchen wir die Übrigbleibsel einer Zinn Mine, welche vor
hundert Jahren eine grosse Blüte erlebte und Jahre später von einem geborstenen
Wasserdamm brutal weggeschwemmt wurde. Es waren damals viele Tote zu beklagen.
In einer illustrativen Ausstellung wird die Geschichte der Mine und des Zinns
hier eindrücklich veranschaulicht. An der Ostküste angekommen fahren wir bis
zum St. Helens Point. Feiner Sand bildet in dieser Gegend die grossen Peron Dünen.
Weitere Riesendünen treffen wir bei Scamander an. Hier werden soeben die Reben
geschnitten und ausgelichtet. In Bicheno bläst ein so genanntes Blowhole das
von den Wellen in einen Tunnel gepresste Wasser wie bei einem Springbrunnen in
die Höhe.
Wir erreichen den Freycinet Nationalpark bei strahlendem
Sommerwetter und angenehmen Temperaturen. In der Coles Bay finden wir mit Glück
noch einen Stellplatz für unser Wohnmobil, denn es wir hier soeben ein
Triathlon Wettkampf durchgeführt. Der Park zählt zu den schönsten und
attraktivsten Landschaften Australiens. Zur Ferienzeit werden hier die
Zeltplätze sogar verlost. Wer die Bilder sieht, kann dies verstehen!
Mit einem Boot fahren wir rund um die Freycinet Halbinsel
herum, von der Coles Bay zu der sehr berühmten Wineglass Bay, welche wir schon
am Tag zuvor von einem Lookout aus erspäht haben. Unterwegs treffen wir viele
Wasservögel. Der gewaltige Horst auf dem Baum gehört einem Adler. Auf Felsen
sitzen schwarzweisse Kormorane (Little Pied Cormorant) und in der Luft kreisen die
grössten Vögel der Welt. Albatrosse können eine Spannweite bis zu 3,2m
aufweisen. Türkisfarbenes Wasser, schneeweisser feinster Sand, im Rücken einen
Urwald wie an der Karibik, schlicht die Landschaft für einen Ferienprospekt. Lediglich
die Wassertemperaturen verraten die relative Nähe und die Strömung der Arktis.
Wir fahren weiter südwärts und schauen dabei über die Moulting
Lagoon, ein Ramsar Feucht- und Vogelschutzgebiet. Angrenzend wird auch Weinbau
betrieben. Die Ostküste Tasmaniens zeigt sich bei Swansea von ihrer
prächtigsten Seite. Einen traurigen Anblick bieten die riesigen
Waldbrandgebiete südlich von Hobart. Bei Dunally zerstörten die Buschfeuer vor
6 Wochen rund 32 Häuser. Wie durch ein Wunder gab es dabei keine Toten. Feuer
gehören in Australien genauso zum Zyklus der Natur, wie bei uns Rüfen und
Lawinen. Einige Pflanzen brauchen Feuer gar zum Überleben, damit ihre Samen
keimen können. Doch in Tasmanien sind grosse Brände eher selten. Der heisse und
trockene Sommer hat diese Brände begünstigt. Winde taten dabei das ihre.
Zum Abschluss unseres Inselaufenthalts besuchen wir die
Sträflingskolonie in Port Arthur. Hierher wurden die „Straffälligen“ des
Mutterlandes Grossbritanien deportiert. Zwischen 1830 und 1877 wurden bis zu
12‘000 Gefangene eingesperrt. Mit Bluthunden, Mauern und Zäunen wurden die
Sträflinge auf der abgeschiedenen Halbinsel ohne Chance auf irgendwelche Flucht
überwacht. Fronarbeit, Isolationshaft, Folter, Einsperren von Kindern und
brutalste Strafen wegen kleinsten Vergehen waren an der Tagesordnung. Sonntags
mussten die Sträflinge stundenlang dicht gedrängt in der Kirche stehen und sich
Woche für Woche dieselbe 3-stündige Predigt anhören. Es war wohl das britische
Gantanamo des 19. Jahrhunderts. Erst die Entdeckung von Gold in Victoria setzte
dem Spuk ein Ende.
Wir verlassen nun Tasmanien, und damit auch Australien,
bei hier sehr ungewöhnlichen Hundstagetemperaturen von 35°C. Neuseeland, wir
kommen! Wir sind weiterhin unter der Email-Adresse wuethrich.buerglen@bluewin.ch
erreichbar und freuen uns über jedes persönliche Mail!
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