Samstag, 30. März 2013

43. Die aufgefächerte Banks Halbinsel



In Geraldine kann man in einem Wollenladen gleich zwei Werke sehen, welche es ins „Guinness Book of Records“ geschafft haben. Da hängt der grösste Jersey der Welt, ein handgestrickter Pullover, welchen das Besitzerehepaar aus vielen „Plätzli“ zusammengesetzt hat. Viel erstaunlicher ist jedoch das riesige Mosaik aus kleinsten Stahlplättchen, welches Michael Linton von 1979 bis 2004 aus mittelalterlichen Handschriften kopiert und teilweise ergänzt hat. In der Schlussphase waren auch seine Tochter (Kunstgeschichte) und sein Sohn (Mathematik, Astronomie, Informatik) kreativ mit dabei. Sein riesiges Geschichtswissen beweist Michael Linton auch auf einer DVD, worauf das Mosaik abgebildet ist und zu jeder Mosaikfigur die Hintergrundinformation geliefert wird. Unter der Internetadresse http://apps.facebook.com/alphametic/ kann übrigens täglich ein neues Zahlen- und Buchstabenrätsel heruntergeladen werden, einem Sudoku ähnlich, aber noch raffinierter. Den abendlichen Halt machen wir in Ashburton. Unglaublich, wie laut hier die Güterzüge durch bewohntes Gebiet rumpeln dürfen! Das Uhrwerk vom Glockenturm schlägt mit viktorianischem Traditionsbewusstsein die unten abgebildete Melodie. Der District of Canterbury ist die Getreidekammer des Landes.
 Nun geht die Fahrt über die zerfurchte und von ehemaligen Vulkanen geprägte Banks Peninsula. Zuerst ist die Gegend noch sehr flach. Da und dort wird geometrisch standortfremder Nadelwald „angesetzt“, lieblos und gleichförmig wie Salatköpfe. Schliesslich führt die Strasse über eine Passlandschaft. Wie die Kalenderfoto zeigt, ist die Banks Halbinsel enorm gebirgig und zerklüftet. Besonders schön erkennt man den Akaroa Harbour, eine fjordähnliche Bucht.  
Akaroa ist wohl die französischste Ortschaft von Neuseeland. Einige Sprach- und Mentalitätsreste der ersten Siedler sind heute noch aufzuspüren. Über die Ostertage ist das Dorf total ausbucht. Wir haben glücklicherweise unseren Campingplatz reserviert. Der historische Leuchtturm stand früher am Akaroa Head und wurde gezügelt. Und welche Frau schwärmt nicht von schönem Perlenschmuck. Akaroa kann ihn zwar bieten, aber….. ;-)
 Eine Bootsexkursion im Akaroa Harbour wird zum Erlebnis. Die seltenen, endemischen Hector’s Delfine mit ihren runden Rückenflossen begleiten uns. Am Ufer rasten Heerscharen von Kormoranen, Seeschwalben, Möwen und anderen Vögeln. Der Höhepunkt ist das Auftauchen eines sehr seltenen Gelbaugenpinguins. In Rockpools tummeln sich Neuseeland-Pelzrobben. Auftauchende Nebelschwaden und geologisch interessante Vulkangesteine schaffen eine mystische Kulisse dazu.
Nicht jedes Kind kann mit seinem Vater im Seitenwagen einer Harley Davidson einen Ausflug machen. Die Künstlerin Josie Martin hat in Akaroa in jahrelanger Arbeit den „Garten der Riesen“ geschaffen. Sie hat ein im Jahr 1880 von einem Bankier erstelltes Haus gekauft und darin eine Galerie eingerichtet. Im Garten stehen bunte Mosaikfiguren und schaffen dadurch eine Märchenwelt für Jung und Alt.

Wir fahren von Akaroa zurück nach Duvauchelle, wo wir eine Käserei besuchen, dann weiter zum idyllischen Lake Forsyth. An dessen Ufer wartet ein Weissgesicht-Reiher (Ardea novaehollandiae) auf Beute. Ein Pukeko (Porphyrio porphyrio), eine Art Teichhuhn im Birkhahnlook zeigt sich uns ebenfalls in seiner ganzen Pracht.
Die Fahrt geht jetzt zügig nach Christchurch in die grösste Stadt der Südinsel.

Dienstag, 26. März 2013

42. Von der Otago Halbinsel zum Mount Cook



Ein Abstecher auf die Otago Halbinsel gilt als ein „must“! Hier steht das einzige Schloss von Neuseeland, das Larnach Castle. Vom Schlosshügel aus hat man einen Ausblick auf die gesamte Peninsula. Um den Landsitz eines ehemaligen Bankiers ist auch ein Botanischer Garten angelegt. Hier finden wir das Pflanzensymbol von Neuseeland, das Silberfarn.
Das Naturreservat Taiaroa Head bildet die Spitze der Otago Halbinsel. Ein Reiher erwartet uns bereits. An der Küste sonnen sich Neuseeländische Pelzrobben. In den Felsen warten die riesigen Königsalbatrosse auf einen guten Wind zum Starten. Ein besonderes Erlebnis ist die Exkursion mit einem achträdrigen Spezialfahrzeug der „Nature‘s Wonder“, mit welchem es zuerst zum höchsten Aussichtspunkt und dann steil runter an die Küste geht. Dank den guten Kenntnissen des Exkursionsleiters sehen wir gut getarnt von einem hölzernen Tunnel aus zuerst eine Gruppe von Pelzrobben und dann die sehr seltenen Gelbaugen-Pinguine. Unten am Wasser warten zwei neuseeländische Seelöwen, welchen so ein Happen Pinguin gerade willkommen wäre. Auch Blaue Pinguine, die kleinsten Pinguine der Welt, sitzen in Erdlöchern und warten auf die Nahrungssuche bis zur sicheren Nacht.
 Die Erkundung der Stadt Dunedin haben wir auf einen regnerischen Sonntag festgelegt. Es ist erst der sechste Tag mit Regen seit unserem Start vor 6 ½ Monaten! Drei Minuten nach unserem Betreten der Anglikanischen St. Paul’s Cathedral am Octagon Hauptplatz beginnt zufällig ein Orgelkonzert mit einem grandiosen Organisten. Auch die Presbyterianer Kathedrale „First Church of Otago“ besichtigen wir ganz in der Nähe. Ein prunkvolles Bauwerk sowohl aussen als auch innen ist der Bahnhof von Dunedin. Verkehrsmässig hat er allerdings schon belebtere Zeiten erlebt. Es fahren hier lediglich noch ein paar touristische Extrazüge ein und aus. Einer davon ist der Taieri Gorge Railway. Die Universität von Dunedin mit ihrem Clocktower wurde 1869 gegründet und ist die älteste Uni des Landes. Rund 12‘000 Studenten absolvieren hier ihre Ausbildung. Besonders sehenswert ist die geologische Abteilung mit ihrem Museum. Auf dem Bild sieht man einen Sandstein voller Versteinerungen von Muscheln, Schnecken und Kopffüsslern.
Von Dunedin aus machen wir noch einen Abstecher entlang einer Wattenmeerzone nach Aramoana, eine lohnenswerte Sackgasse parallel zur Otago Peninsula. Hier ist der Eingang zum Otago Harbour. Wir sichten Seelöwen und Wasservögel wie diese endemische Rotschnabelmöwe. Bei Moeraki liegen riesige Steinmurmeln mit bis zu 2 m Durchmesser an der Meeresküste, die Moeraki Boulders. Deren Entstehung brauchte etwa 4 Millionen Jahre. Sie ist irgendwie mit dem Wachstum einer Perle in einer Auster vergleichbar. Feinster Calcit lagerte sich um einen Kristallisationskeim, etwa um einen fossilen Knochen oder um ein Stück Holz. Die Kugeln blieben lange Zeit in der Erde verborgen und wurden nach und nach vom Meer wieder freigespült. 
Oamaru (12‘000 Einw.) gilt als architektonische Attraktion. Ein grosses Altstadtquartier ist in viktorianischem Stil erhalten geblieben. Man fühlt sich mit „Pomp and Circumstances“ im alten Mutterland! An der Meeresküste könnte man in der Dämmerung wiederum Blaue Pinguine und Gelbaugenpinguine sehen. Doch dies ist hier eher eine Show mit saftigem Eintritt! Der Tag verabschiedet sich mit einem herrlichen Abendrot.

Nun geht es wieder westwärts in die Südalpen. Bei Takiroa finden wir einen Felsen, welcher in seinen Wabenstrukturen Nistplatz für viele Tauben bietet. An seiner höhlenartigen Sohle findet man Felszeichnungen der Maori aus dem 19. Jahrhundert. In sanften Stufen geht es entlang von mehreren Stauseen, so dem Lake Waitaki, dem Lake Benmore und dem Lake Pukaki. Als Abschluss thront hier der höchste Berg Neuseelands, der Aoraki oder Mount Cook. Im Mount Cook Village steht The Hermitage, eines der besten und teuersten Hotels des Landes. Hier nehmen wir bloss einen Augenschein! Im Gebäude ist auch das Sir Edmund Hillary Alpine Centre untergebracht. Am Abend erreichen wir den Lake Tekapo. Stille legt sich über die kleine Kapelle an seinem Ufer. Der Mond leuchtet uns vom Restaurant zum Caravanpark!