Dienstag, 30. Oktober 2012

15. Das grösste Klassenzimmer der Welt

Alice Springs gehört zwar noch zu den Northern Territories, liegt aber im roten Zentrum Australiens. Der Gebirgszug der Mac Donell Range bildet hier eine eigentliche Barriere. Wir erwarteten eine grosse Hitze, doch das war gestern, bei 41 °C. Dank einem kurzen Regen hat es auf angenehme 22 °C abgekühlt. Das Leben in Alice Springs ist speziell. Man sagte uns, entweder du hälst es aus und kannst diese Stadt lieben, oder du bist rasch wieder weg. In der zentralen Stadt leben wohl auch deshalb vorwiegend Aborigines. Getränke sollte man hier immer bei sich haben. Auch die Schweizer Firma Sigg hat dies begriffen!
Wir besuchen den Desert Park, welcher alle Facetten und Typen der hiesigen Wüstenarten zeigt. Dabei wird klar, dass die scheinbare Wüste sehr artenreich ist. Jetzt im Frühling ist sie voller Farben und Blüten. Ein Ranger stellt uns Vögel der Gegend vor, welche ihm (dank Belohnung) aufs Wort gehorchen: Rosakakadus, Falken, Eulen und Tauben. Besonders hübsch sind die Spinifextauben und das Froschmaul = Eulenschwalm (eine Eulenart!). Sogar den Dornteufel, eine harmlose, Ameisen fressende Echsenart, kriegen wir zu sehen. Ein Stelzenvogel stochert im Wasser nach Nahrung.
Wir besuchen hier das grösste Schulzimmer der Welt, die so genannte School of the Air. Da es Kinder gibt, welche weit draussen im Outback wohnen, müssten diese schon früh ihre Familie verlassen, um in einem Internat unterrichtet zu werden. Die Schule, welche seit 1951 existiert, ermöglicht einen qualitativ guten und strukturierten Unterricht zu Hause via Internet. In den Anfängen hatten die Schüler noch Generatoren zum Treten für das Betreiben eines Radios und einer Gegensprechanlage. Jedes Schulkind wird mit einer Satellitenantenne und einem Computer ausgerüstet.  Täglich werden pro Klasse mindestens zwei Lektionen am Bildschirm unterrichtet. Für den Rest ist eine Bezugsperson (Tutor), meist die Mutter, der Vater oder eine Hilfslehrperson zuständig. Wer mindestens 50 km von Alice Springs entfernt lebt, kann an diesem speziellen Unterricht teilnehmen.  Holli wohnt 1467 km entfernt und besucht die fünfte Klasse! Die Schulreise dauert übrigens eine Woche lang. Dann lernen sich die Klassenkameraden persönlich kennen! Wir werden von der Holländerin Jolanda, deren Partner als Lehrer an der Schule arbeitet, durch die Institution und die Studios geführt.
Die Mac Donnell Ranges ist ein markanter Gebirgszug im Roten Zentrum, mit vielen versteckten Naturschönheiten. Es gibt imposante Schluchten, Wasserlöcher und viele seltene Pflanzen. Die urtümlichen Palmfarne kommen nur hier in Australien vor. Sehr imposant sind auch die Gum Trees, grosse weisse Eukalyptusbäume, welche sich markant von der eisenhaltigen roten Erde abheben. Sehr eindrücklich stehen sie in der Simpsons Gap, dem Standley Chasm und in der Ormiston Gorge. Wer an Märchen glaubt, kann dort auch die gehörnte Baumschlange finden!
Bei Ochre Pits bauen die Aborigines ihre Erdfarben ab. Der Ort gleicht einer riesigen Malerstaffelei und ist von überwältigender Schönheit. Es gibt roten, gelben und weissen Ocker, welcher früher hier gehandelt wurde. Doch diese Farben gehen nahtlos ineinander über. Die Schichtungen sind oft nur wenige Zentimeter dick. Wer hier ohne Erlaubnis Farben holen will, muss mit einer Busse von bis zu Fr. 5‘000.- rechnen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen