In Geraldine kann man in einem Wollenladen gleich zwei Werke
sehen, welche es ins „Guinness Book of Records“ geschafft haben. Da hängt der
grösste Jersey der Welt, ein handgestrickter Pullover, welchen das
Besitzerehepaar aus vielen „Plätzli“ zusammengesetzt hat. Viel erstaunlicher
ist jedoch das riesige Mosaik aus kleinsten Stahlplättchen, welches Michael
Linton von 1979 bis 2004 aus mittelalterlichen Handschriften kopiert und
teilweise ergänzt hat. In der Schlussphase waren auch seine Tochter (Kunstgeschichte)
und sein Sohn (Mathematik, Astronomie, Informatik) kreativ mit dabei. Sein
riesiges Geschichtswissen beweist Michael Linton auch auf einer DVD, worauf das
Mosaik abgebildet ist und zu jeder Mosaikfigur die Hintergrundinformation
geliefert wird. Unter der Internetadresse http://apps.facebook.com/alphametic/
kann übrigens täglich ein neues Zahlen- und Buchstabenrätsel heruntergeladen
werden, einem Sudoku ähnlich, aber noch raffinierter. Den abendlichen Halt
machen wir in Ashburton. Unglaublich, wie laut hier die Güterzüge durch
bewohntes Gebiet rumpeln dürfen! Das Uhrwerk vom Glockenturm schlägt mit viktorianischem
Traditionsbewusstsein die unten abgebildete Melodie. Der District of Canterbury
ist die Getreidekammer des Landes.
Nun geht die Fahrt über die zerfurchte und von ehemaligen
Vulkanen geprägte Banks Peninsula. Zuerst ist die Gegend noch sehr flach. Da
und dort wird geometrisch standortfremder Nadelwald „angesetzt“, lieblos und
gleichförmig wie Salatköpfe. Schliesslich führt die Strasse über eine
Passlandschaft. Wie die Kalenderfoto zeigt, ist die Banks Halbinsel enorm
gebirgig und zerklüftet. Besonders schön erkennt man den Akaroa Harbour, eine
fjordähnliche Bucht.
Akaroa ist wohl die französischste Ortschaft von
Neuseeland. Einige Sprach- und Mentalitätsreste der ersten Siedler sind heute
noch aufzuspüren. Über die Ostertage ist das Dorf total ausbucht. Wir haben
glücklicherweise unseren Campingplatz reserviert. Der historische Leuchtturm
stand früher am Akaroa Head und wurde gezügelt. Und welche Frau schwärmt nicht
von schönem Perlenschmuck. Akaroa kann ihn zwar bieten, aber….. ;-)
Eine Bootsexkursion im Akaroa Harbour wird zum Erlebnis.
Die seltenen, endemischen Hector’s Delfine mit ihren runden Rückenflossen
begleiten uns. Am Ufer rasten Heerscharen von Kormoranen, Seeschwalben, Möwen
und anderen Vögeln. Der Höhepunkt ist das Auftauchen eines sehr seltenen
Gelbaugenpinguins. In Rockpools tummeln sich Neuseeland-Pelzrobben.
Auftauchende Nebelschwaden und geologisch interessante Vulkangesteine schaffen
eine mystische Kulisse dazu.
Nicht jedes Kind kann mit seinem Vater im Seitenwagen
einer Harley Davidson einen Ausflug machen. Die Künstlerin Josie Martin hat in
Akaroa in jahrelanger Arbeit den „Garten der Riesen“ geschaffen. Sie hat ein im
Jahr 1880 von einem Bankier erstelltes Haus gekauft und darin eine Galerie
eingerichtet. Im Garten stehen bunte Mosaikfiguren und schaffen dadurch eine
Märchenwelt für Jung und Alt.
Wir fahren von Akaroa zurück nach Duvauchelle, wo wir
eine Käserei besuchen, dann weiter zum idyllischen Lake Forsyth. An dessen Ufer
wartet ein Weissgesicht-Reiher (Ardea novaehollandiae) auf Beute. Ein Pukeko (Porphyrio
porphyrio), eine Art Teichhuhn im Birkhahnlook zeigt sich uns ebenfalls in
seiner ganzen Pracht.