Wir fahren rund 150 km den
langgezogenen Lagunen entlang durch den Coorong National Park. Hier ist das
grosse Brutgebiet der Australischen Pelikane. Leider finden wir nur wenige
Tiere. Einige Salzseen sind völlig ausgetrocknet und sehen aus, als ob sie von
Eis überzogen wären. Via Meningie und Strathalbyn erreichen wir die Fleurieu
Halbinsel. Im hübschen Badeort Victor Harbor gibt es eine sehr originelle
Barriere. Sie kann je nach Stellung des Scharniers für den Strassenverkehr oder
für die Bahn benutzt werden! Bei Cape Jervis verladen wir unser Wohnmobil auf
die Fähre, welche nach einer knappen Stunde Kangaroo Island erreicht. Dies ist mit
156 km Länge und 57 km Breite die drittgrösste Insel Australiens. Bereits die
Schilder zeigen, dass uns ein besonderer Ort erwartet.
Im Hauptort Kingscote füllen wir
unsere Reserven auf, denn westwärts gibt es keine Läden mehr. Dann fahren wir
der Nordküste entlang, mit einem Abstecher zur Stokes Bay. Diese Gegend ist
recht monoton und fast nicht besiedelt. Wir drehen jetzt gegen Südwesten. Auf
dem Western KI Caravan Park bleiben wir drei Nächte. Dies ist ein wunderschön
gelegener Campingplatz mit Wildlife pur. Bei unserer Ankunft transportiert ein
kleiner Waran (Varanus rosenbergii, Heath Goanna) ein Hühnerei davon und verzehrt
es dann mit Genuss. Ein Koala wechselt gerade den Baum. Dies ist tagsüber ein
seltener Anblick und könnte etwas mit der knappen Nahrung zu tun haben.
Ursprünglich gab es keine Koalas auf KI. Da man die Insel jedoch als „Arche“
benutzt hatte, wo stark gefährdete Australische Tiere vor Füchsen und Katzen
sicher sein und überleben sollten, vermehrten sich die Koalas dermassen, dass
die Futterblätter an den Eukalyptuspflanzen knapp wurden. Seit einigen Jahren
werden nun deswegen Tiere sterilisiert.
Auf dem Western KI Caravan Park
fühlen wir uns wie im Paradies. Am Abend grasen Hunderte von Tammar Wallabies
und Graue Kangaroo Island Kängurus um und auf dem Zeltplatz. Bunte und weisse Papageien,
Gänse, Enten und kleinere Vögel kennen keine Scheu. Besonders hübsch sind die
gefleckten Cape Barons Wildgänse mit dem gelben Schnabel. Im WC wartet ein
Possum und guckt beim Pinkeln zu. In der Vollmondnacht heben sich die
Silhouetten der weidenden Kängurus ab. In der nahen Lagune schwimmen Schwarze
Schwäne, Rallen und mehrere andere Vogelarten. Nachts und bei Tagesanbruch
durchbrechen Tierrufe die Stille. Besonders „unanständig“ grunzen die Koalas!
Im Flindes Chase National Park
am Südwestende der Insel werden in einem grossartigen Visitor Centre
Geschichte, Brauchtum und Geologie vorgestellt. Undurchdringbare Wälder bilden
von oben gesehen einen riesigen Teppich. Die Welt der Steine und Felsen ist
hier besonders eindrücklich. Die Remarkable Rocks sind Granitblöcke, welche der
Zahn der Zeit und der Gezeiten in Jahrmillionen ausgehöhlt hat. Mehrere sind
mit einem Rot von Flechten überzogen, was sich vom Blau des Meeres besonders
schön abhebt. Einige Felsbrocken gleichen riesigen Tierschädeln, andere sind
schlicht formschön und ästhetisch.
Auf dem Cape du Couedic steht
ein markanter Leuchtturm. In dieser Region sind in früheren Zeiten viele
Schiffe zerschellt. Einige Wracks liegen jetzt noch auf dem Meeresgrund. Die
Vegetation an der Küste ist hochspezialisiert und salzresistent. Unten beim
Admirals Arch ist eine grosse Kolonie von Neuseeländischen Pelzrobben zu Hause.
Hier ist deren Kinderstube und Ruheplatz. Hunderte von Robben liegen in den
Felsen und rangeln um die Hackordnung.
Im Seal Bay Conservation Park
liegt der Lebensraum der Australischen Seelöwen. Damit diese Tiere nicht
übermässig durch Menschen gestört werden, darf man den Küstenabschnitt nur in
Begleitung eines erfahrenen Rangers besuchen. Es lohnt sich! Die dunklen Bullen
verschaffen sich mit Gewalt Respekt, die männlichen Teenager kampeln um die
Rangordnung, helle Weibchen säugen noch bis zweijährige Junge. Da sieht man
Familienidyllen und Familienkonflikte, irgendwie eine bekannte Situation.
Zwischen den Seelöwen rasten Heerscharen von Seeschwalben und Silbermöwen.
Riesige Wanderdünen sind bis ins
Innere der Insel vorgedrungen. In der „Kleinen Sahara“ kann man mit einem Brett
den weissen Sand hinunter surfen, oder auch auf dem Hosenboden. Dies vermittelt
sogar etwas Winterstimmung im australischen Sommer. Unweit von dieser
Trockenheit fliesst idyllisch der Harriet River vorbei. Viehweiden unterbrechen
die Eukalyptushaine. Als heimische landwirtschaftliche Produkte werden Eukalyptusöl,
Wein, Honig und Lavendel vermarktet. Vom Prospect Hill aus hat man einen
herrlichen Überblick über das Ostende der Insel. Hier liegt Penneshaw, von wo uns
die Fähre wieder zurück auf das australische Festland bringt. Bis Adelaide sind
es nur noch gute 100 km.